Triathleten, die nach einem Härtetest der Extraklasse suchen, kommen am Waldviertler Eisenmann
nicht vorbei. Die härteste Mitteldistanz Österreichs eignet sich wie keine andere für einen
Grenzgang zwischen Schmerz und Euphorie.
„Wer bei uns an den Start geht, ist sicher nicht der durchschnittliche Triathlet. Es braucht Mut, einen
toptrainierten Körper und natürlich auch eine hohe Bereitschaft, das eigene Limit auszuloten bzw.
zu überschreiten“, bringt es Alex Kolar auf den Punkt. Das Mastermind, das gemeinsam mit seinem
Verein Tri Team Chaos den Waldviertler Eisenmann (WEM) stemmt, kennt die Tücken und legt die
Fakten auf den Tisch: „Die Anforderungen sind hoch: Ein kalter Moorsee, unerbittliche Höhenmeter
und eine im wahrsten Sinn des Wortes ,beinharte‘ Laufstrecke.“
Dieser anspruchsvolle Mix wartet 2014 zum neunten Mal auf maximal 220 Teilnehmer und
Teilnehmerinnen, die sich auf der Mitteldistanz profilieren möchten (2,3 km Schwimmen/84 km Rad/
21 km Lauf). Für ambitionierte Hobbyathleten, die es lockerer angehen wollen, finden auch Kurz- und
Staffeldistanzen statt.
„Einfach ist hier gar nichts, egal ob am Rad oder beim Laufen. Man muss sich alles sehr, sehr gut
einteilen, damit man sich nicht schon in der ersten Runde absticht“, berichtet Simone Fürnkranz. Die
Topathletin, die im Vorjahr als Staatsmeisterin und Gesamtdritte beim WEM die Ziellinie passierte,
hatte großen Respekt vor der „selektiven“ Radstrecke. Und so war sie froh, bei der Anmeldung zu
erfahren, „nur“ 84 anstatt der gängigen 90 Mitteldistanz-Kilometer absolvieren zu müssen: „Das war
ein echter Lichtblick und gut so, denn es gibt auf der Radstrecke wirklich keinen einzigen Moment,
wo man sich ausrasten kann.“ Auf der Radstrecke, die einer Hochschaubahn gleicht, wird einem
auf drei Runden mit 1350 Höhenmetern durch die österreichisch-tschechische Grenzlandschaft
tatsächlich nichts geschenkt.
Doch damit nicht genug, bilden noch vier knackige Laufrunden auf Schotter und Waldboden mit
fast 200 Höhenmetern rund um den Herrensee einen würdigen Abschluss. „Darauf habe ich mich
aber gefreut, denn das ist meins, ein wenig abgeschottet, in der Natur, rund um den See, das ist
traumhaft“, so Fürnkranz.
Alles andere als traumhaft ist die Strecke für Lutscher-Anhänger, und sie tun gut daran, daheim zu
bleiben. „Mit unserem Slogan: ,Die Lutscher sollen daheim bleiben‘ haben wir uns klar in der Szene
positioniert. Wir haben Athleten, die Stammgäste sind. Sie kommen nur deshalb immer wieder,
weil wir nicht nur ein hartes, sondern auch ein windschattenfreies und somit faires Rennen bieten“,
betont Kolar. Für ihn ist Triathlon ein Einzelsport, und so soll es auch bleiben. Ein Blick auf die
Teilnehmerliste bestätigt, was mit qualitativem Starterfeld gemeint ist, und liest sich wie das „Who is
Who“ der heimischen und internationalen Triathlon-Elite: Norman Stadler, Petr Vabrousek, Frédéric
Kohl, Franz Höfer, Daniel Niederreiter, Norbert Langbrandtner, Georg Swoboda, Veronika Hauke,
Simone Fürnkranz.
Fair geht es nicht nur auf der Radstrecke zu, auch der Blick auf das Thermometer ist ehrlich. Es zeigte
im Vorjahr „echte“ 23 Grad Wassertemperatur bei – typisch für diese Region – viel zu kühlen 16
Grad Außentemperatur. Trotzdem hieß es: Neoprenverbot! – und so mancher Teilnehmer kämpfte
zwischen Wasser und Landgang bereits mit Wadenkrämpfen. „Klar haben wir am Start alle gezittert,
aber wenn der Startschuss fällt, ist das sofort vergessen“, erinnert sich Fürnkranz, die 2014 beim
WEM wieder an den Start gehen wird und deren großes Ziel heuer die Teilnahme an der ETU in
Kitzbühel ist.
Wer nach allen Härten mehr oder weniger geschafft über die Ziellinie geht, auf den wartet dafür
dann nur mehr Genuss bei einem besonderen Finisherbuffet. Anstatt industrieller Backwaren steht
eine Vielfalt hausgemachter Mehlspeisen für das Carboloading bereit.
Wer Massenstarts und Riesentrubel braucht, ist beim WEM sicher falsch, wer aber kleine, familiäre
Bewerbe schätzt, ist in Litschau genau richtig.
Alex Kolar freut sich auf die diesjährige Veranstaltung ganz besonders, denn der WEM 2014 stand
anfangs auf wackeligen Beinen, weil Sponsoren ausfielen. „Neue Sponsoren sind nun mit an Bord,
und somit können wir, wie man es von uns gewohnt ist, wieder einen Top-Event ausrichten“, ist Kolar
sicher.
Text: Susanne Sureth-Steiger, text4you